Die Schattenseiten Afrikas
27.05.2019
Leider können wir nicht immer nur gutes über unsere Zeit in Afrika berichten. Dadurch, dass wir uns meistens auf gut ausgestatteten und bewachten Campingplätzen befinden vergisst man gerne für einen kurzen Moment, dass man in einem viel ärmeren Land als Deutschland ist, in dem einige Dinge anders laufen. Unzählige Menschen haben keine Arbeit oder verdienen nicht genügend Geld, um ihre Familie ernähren zu können. Tausende Menschen leben unter einfachsten Bedingungen in heruntergekommenen Slams. Viele haben nicht nur ein Alkoholproblem, sondern konsumieren in Unmengen des hier legalen Marihuanas. Durch veraltete Familientraditionen und unzureichende Aufklärung wachsen die Slams zu immer größeren Kleinstädten heran und es ist schwer, diese zu kontrollieren, geschweige denn den Leuten aus ihrem Teufelskreis zu helfen. Und leider zieht die Armut oftmals Kriminalität mit sich, welche wir wiedermals zu spüren bekamen.
Auf unserem Weg nach East London machten wir nach einigen anstrengenden Fahrstunden einen Raststopp an einem Fast Food Restaurant in der kleinen Stadt Dutywa. Es wurde bereits dunkel und wir parkten gegenüber des Restaurants, um unser Fahrzeug immer im Blick zu haben. Gerade als wir das Essen bekommen hatten und am Tisch saßen, versammelten sich einige Leute an unserem Camper. Felix wurde misstrauisch und wollte nachsehen was los ist. Durch das Fenster sahen wir, wie Felix plötzlich in Höchstgeschwindigkeit zum Auto sprintete. Zunächst dachten wir uns nicht viel dabei, doch als er fuchtelnd und aufgeregt hinter den vielen Autos hervorkam wurde uns klar, dass etwas nicht in Ordnung war. Wir sprangen auf und eilten ebenfalls zum Auto. Schnell wurde uns bewusst was passiert war, als wir die Splitter unseres Autofensters auf der Straße sahen. Ich war in völliger Panik und versuchte herauszufinden was gestohlen wurde. Mein Laptop, unser GPS-System, das iPhone von Felix, der Rucksack von Sabine und einige andere Dinge waren nicht mehr aufzufinden. Wir waren am Boden zerstört und konnten es nicht fassen, dass wir zum zweiten Mal ausgeraubt wurden. Viele hatten den Überfall beobachtet aber nichts dagegen unternommen. Die Polizei war im wenigen Minuten vor Ort und kurze Zeit darauf saßen wir zum zweiten Mal auf unserer Afrikareise in einem Polizeirevier. Doch dieses Mal hatten wir Glück im Unglück. Denn das GPS Gerät, welches ebenfalls gestohlen wurde war angeschaltet und trackte den aktuellen Standort. Zwei Polizisten, welche mit Maschinengewehren ausgestattet waren, fuhren mit uns zu einem nahegelegenen Slam, von welchem wir das Signal empfingen. Die Stimmung war angespannt und uns wurde untersagt aus dem Auto zu steigen, worüber wir ziemlich erleichtert waren. In der Zwischenzeit versuchten die Diebe das deutschsprachige GPS System auszuschalten, wobei sie einige SOS-Notrufe auslösten. Dadurch hatten wir einen erneuten Trackpunkt, doch den Polizisten gelang es nicht, die Gegenstände in der Dunkelheit aufzufinden. Der kleine Funken Hoffnung war fürs erste erloschen und wir fuhren frustriert zurück zum Revier, wo wir auf dem Parkplatz unser Lager aufschlagen mussten. Passend zu unserer Stimmung gewitterte es die gesamte Nacht und ich glaube so richtig schlafen konnten wir alle nicht. Am nächsten Morgen wurde um 7 Uhr die Suche fortgesetzt. Dieses Mal war ein ganzer Polizeitrupp am Start und nur Felix durfte sie begleiten. Es vergingen Stunden, bis wir vom leitenden Ermittler erfuhren, dass sie etwas gefunden hatten. Und tatsächlich fuhr kurz darauf das Polizeiauto vor, in dem nicht nur Felix, sondern auch ein völlig zugekiffter Mann mit Handschellen saß. Ich konnte es kaum glauben, als Felix einen Großteil unsere Gegenstände aus einer Tasche zog. Sie hatten sämtliche Häuser durchsucht und durch Druck und leider auch Gewalt die Gegenstände wiedergefunden. Es war einfach alles völlig absurd. Auf der einen Seite waren wir noch immer schockiert, auf der anderen Seite waren wir erleichtert über das Wiederauftauchen unserer Sachen.
Wir wollen keinesfalls den Eindruck vermitteln, dass alle Menschen in Afrika arm und kriminell sind. Wir hatten leider erneut das Pech, eine weitere schlechte Erfahrungen machen zu müssen. Doch auch das wird nichts daran ändern, dass wir hier jedem Menschen stets mit Respekt begegnen und weiterhin versuchen, unvoreingenommen vorauszublicken.
Hallo ihr Zwei!Schön, dass Euch persönlich nichts passiert ist!
Dass ihr die gestohlenen Sachen wieder bekommen habt ist ja ein Heldenstück! Eine „moralische“ Unterstützung ist unterwegs!Weiterhin toi,toi,toi!!?✌️??❤️Grüßte aus der Heimat!
Hallo Pia & Felix!
Das Leben ist generell gefährlich, auch in Afrika (oder dort noch ein Stück gefährlicher)! Darüber will ich bestimmt keine Witze machen, aber bei „Ende gut, alles gut“ meine ich doch, dass Du diese Erfahrung noch stärker in Erinnerung behalten wirst als die vielen Löwen im Pilanesburg National Park. Hervorragend finde ich, dass Du den Raub und die riesigen Probleme des Landes mit der sozialen Situation in Verbindung bringst und kein generelles Vorurteil hast. Da bist Du mir sehr überlegen: In Pilanesburg konnte ich nur einige Zebras von hinten fotografieren, d.h. sie waren schon auf der Flucht. Deshalb habe ich den Park (wohl fälschlicherweise) als etwas „mickrig“ eingestuft. Mit das eindrucksvollste Erlebnis war die Unterbringung in einem reetgedeckten tollen Gästehaus, das aber hinter einer hohen Mauer mit Stacheldraht stand, wie in einem vornehmen Gefängnis!
Herzliche Grüße
Opa Manfred
Interessanter Bericht auch am 28. Mai. Gut dass in erster Linie Euch Beiden nichts persoenliches passiert ist.
Die Gefaehrlichkeit ist ja nicht nur in Afrika. Z.B. in Mexico und Suedamerika ist es genauso gefaehrlich. Ich
fliege seit mehr als 10 Jahren jeden Winter nach Mexico, ueberall ist man schon so vorgewarnt, dass man
beraubt werden koennte. Beide meiner Freunde wurden dort z.B. Opfer von Kreditkartenbetrugs. Einem wurde
sein Auto aus Garage gestohlen, obwohl alles abgeriegelt und 24 Stunden ueberwacht war.
Gut ist Deine Haltung nicht alle gleich zu verdaechtigen und mit Respekt zu begegnen.
Weiterhin alles Gute wuenschend,
Guenther aus Canada
So sad to hear about your unfortunate experience in the Transkei. Just relieved to hear that you are OK and that you got all your belongings returned to you. We hope that the rest of your journey is safe and that your attitude remains positive.
Hallo ihr beiden,
Grüße aus der Heimat von einem SZL Kameraden ?
Bin durch Zufall auf den Blog aufmerksam geworden.
Chapeau! Hut ab, reife Leistung! Weiter so!
Fahrt ihr beide das Auto?
Ist das ein magirus Deutz?
Wollt ihr um die ganze Welt?
Wann kommt ihr wieder?
Grüße
René Höpfner
PS Hannah Höpfner, meine Tochter ist gerade 6 Monate in Ottawa, Kanada, ihr könnt mal ihren Blog checken, sie wird sich bestimmt wundern, wenn ein Zugriff aus Afrika erfolgt! ?
https://hanadainkanada.blogspot.com
6 Monate sind es etwa schon, dass wir uns auf Tiwi Beach trafen und seitdem habt ihr unendlich viel gesehen und erlebt und seid auch insgesamt heil aus problematischen Situationen wieder rausgekommen… Möge es gut und ohne große Schwierigkeiten und unangenehme Überraschungen weitergehen!!! Den größten Teil eurer Reise habt ihr hinter euch; die Rückkehr in das so wohlgeordnete Deutschland wird euch vor neue Herausforderungen stellen…
Ich bin in diesen Tagen auch mal wieder unterwegs und besuche meine seit manchen Jahren in Queensland/Ostaustralien lebende Tochter Isabel. Mitte Juli geht‘s zurück nach Hamburg und wenige Tage darauf zieh ich dann zur diesjährigen Segeltour in die nördliche Ostsee weiter. Rückkehr ist für Mitte September geplant. Ende Oktober fahr ich in Richtung Süden mit meinem VW Bulli los. Na ja und ich muss euch nicht sagen, dass ich die trüben Wintermonate gewiss nicht im hohen Norden verbringen werde.
Euch die besten Grüße und weiterhin „Volle Fahrt voraus!“. Jürgen