Nächtliche Gastfreundlichkeit

Nächtliche Gastfreundlichkeit

28. Februar 2019 0 Von Pia

28.2.2019

So langsam kamen wir dem südlichen Teil Malawis und damit auch der Grenze zu Mosambik näher. In unserem Mosambik Reiseführer hatten wir gelesen, dass man sich bereits im Voraus ein Visum beantragen müsse. Deshalb machten wir uns in der recht großen Stadt Blantyre auf die Suche nach dem mosambikanischen Konsulat. Bei der Suche nach der im Reiseführer angegeben Adresse stellte sich jedoch heraus, dass es hier überhaupt kein Konsulat gibt. Die nächste zuständige Botschaft, die Visa für Mosambik ausstellt, befindet sich in der Hauptstadt Lilongwe. Blöd nur, dass wir davon mittlerweile 350km entfernt waren und auch nicht vorhatten, nochmals zurück zu fahren um dort das Visum ausstellen zu lassen. Wir beschlossen nach längerem hin und her, einfach ohne Visum an die Grenze zu fahren und hofften, alles vor Ort regeln zu können. Das ganze herum Gesuche kostete uns den Nachmittag und wir wollten eigentlich vor Dämmerung aus der Stadt herausfahren, um einen geeigneten Übernachtungsplatz finden zu können…Als wir aus Blantyre herausfuhren, war es schon stockdunkel und wir hatten keinen Plan wo wir parken sollten. Die Straße war mal wieder miserabel und im Dunkeln kann man die Pisten kaum befahren. Zudem waren wir vom langen Tag erschöpft, gestresst, hungrig und wollten einfach nur parken. Also stellten wir uns etwas abseits eines Dorfes neben ein Maisfeld. Da wir sogar zu müde zum Kochen waren, gab es heute einfach Toastbrot mit Marmelade und Honig. Wir hatten bereits unsere Schlafsachen an, da klopfte es an unsere Tür! Oh No, wer wollte denn jetzt etwas?! Genervt öffnete Felix in seiner Unterhose die Tür. Ein etwa 40 jähriger Mann streckte ihm die Hand entgegen und stellte sich als „Jimmy“ vor. Er hatte uns auf seinem Heimweg aus der Stadt gesehen und bot uns an, neben seinem Haus zu parken. Eigentlich hatten wir keine große Lust alles wieder zusammenzupacken, aber der Mann blieb hartnäckig und wir folgten seiner Gastfreundlichkeit. Kurzerhand lief der Motor wieder und mit Jimmy auf dem Beifahrersitz fuhren wir zu seinem Haus. Es war nicht weit und wir konnten unseren Camper sicher abstellen. Wir bedankten uns und wollten nun eigentlich schnell ins Bett. Doch Jimmy wollte uns unbedingt sein Haus, seine Kinder und das Dorf zeigen, um 22 Uhr nachts. Sein Haus bestand aus Lehm und hatte ein Dach aus Wellblech. Er lebt hier gemeinsam mit seiner Frau und 3 Kinder in einem einzigen Raum. Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer sind nicht getrennt und befinden sich im selben Zimmer auf etwa 20m². Als wir eintraten, schliefen die Kinder bereits auf dem Boden, aber diese weckte Jimmy kurzerhand auf, um uns Sitzmöglichkeiten anzubieten. Dabei sagte er immer wieder, „we have visitors, we have visitors.“ In dieser Situation wussten wir nicht was gleich passieren wird, aber wir waren gespannt. Das Haus hatte keinen Strom und im Kerzenschein füllte sich der Raum mit immer mehr neugierigen Augen. Als Jimmy seine Frau beauftragte ein traditionelles Essen zu kochen, wurde es uns doch etwas unangenehm. Wir beteuerten, nicht mehr hungrig zu sein, doch er blieb hartnackig und meinte, „you must taste real malawian food!“. Also machte seine Frau mitten in der Nacht ein Feuer, um Reis mit Tomaten für uns zuzubereiten. Unterdessen unterhielten wir uns mit einigen Familienmitgliedern und Bekannten, die entweder kaum oder gar kein Englisch sprachen. Gegen 23 Uhr aßen wir gemeinsam mit Jimmy und seinem Dorf an einem kleinen Tisch ohne Stühle den zubereiteten Mitternachtssnack. Wir fühlten uns wirklich sehr geehrt, doch wir waren unfassbar müde und fragten uns, was er wohl für den ganzen Aufwand von uns erwarten bzw. verlangen würde. Nach ein paar weitern Storys, zogen wir uns in unseren Camper zurück, schließlich wollten wir morgen früh über die Grenze nach Mosambik fahren.